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Rundbrief Mai 2018

1. NEU! COUNTING TILES von Cynthia Choucair
2. ECCOMI … ECCOTI in Berlin, Calgary und Hamburg
3. A WORLD NOT OURS in Berlin
4. AND AN IMAGE WAS BORN in Calgary
5. HAUNTED in Wien und Materialien
6. SOLOMON’S STONE in Doha
7. Larissa Sansour’s SCI-FI TRILOGIE in Nairobi und NATION ESTATE in Berlin
8. VOD des Monats: AND ON A DIFFERENT NOTE
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1. NEU! COUNTING TILES von Cynthia Choucair

mec film freut sich, die internationalen Verleih- und Vertriebsrechte für Cynthia Choucairs abendfüllenden Dokumentarfilm COUNTING TILES erworben zu haben.
Die Idee für den Film entstand, als Sabine, Schwester der Regisseurin und professionelle Clownin, im Oktober 2015 aus Lesbos zurückkam, wo sie mit den Clowns Without Borders ankommenden Flüchtlingen Lachen brachte. Als Cynthia ihrer Schwester und einer Gruppe Clowns im Februar 2016 nach Lesbos folgte, um ihren Film zu drehen, fand sie eine völlig andere Situation vor. Das EU-Türkei Abkommen war im November 2015 verabschiedet worden. Clowns und Filmteam warteten an leeren Stränden und vor Flüchtlingslagern, in die sie nicht hineingelassen wurden. Sie sahen die mächtigen Schiffe der Frontex am Horizont und beobachteten Bulldozer, die Schwimmwesten zu riesigen Müllbergen türmten.
Wir befanden uns im Nirgendwo, nicht wissend, worauf wir warteten. Ich fühlte mich, als sei ich selbst ein Flüchtling, meine Kriegsängste kehrten zurück und ich wollte nach Hause.  Aber nach Hause zurück zu kehren bedeutete zu den Erinnerungen an den Krieg und die Flucht unserer Familie von einem Ort zum anderen zurück zu kehren. All diese Erinnerungen schwirrten in meinem Kopf während ich die Clowns filmte, die warteten, sich wunderten…
Als ich zwei Jahre alt war flohen meine Eltern vor dem Bürgerkrieg im Libanon und gingen nach Athen. Heute, 40 Jahre später, wiederholt sich die Geschichte mit anderen Menschen und mir selbst an demselben Ort, aus einer anderen Perspektive.
(Cynthia Choucair)
Der Film feierte seine Welturaufführung beim Internationalen Film Festival Rotterdam und wurde auf das Sheffield Doc|Fest eingeladen.

Inhalt
Im Februar 2016 reist eine Gruppe Clowns auf die griechische Insel Lesbos, um den zahlreichen Flüchtlingen, die das Meer überqueren um Krieg zu entfliehen und nach Europa zu gelangen, Lachen zu bringen. Doch die Clowns finden sich vor verschlossenen Toren und werden zu ZeugInnen der Auswirkungen der neuen EU Flüchtlingspolitik.
Cynthia, die Schwester einer der Clowns, begibt sich mit auf die Reise, die nach und nach zu einer Reflexion der Schwestern über ihre eigene Fluchtgeschichte während des libanesischen Bürgerkrieges wird.
Augenblicke von Humor und ausgelassenem Lachen bringen die Clowns zu ihrer ursprünglichen Mission zurück, wenn sie ironisch mit der Realität spielen bis ihre Clownpersönlichkeiten und ihr Selbst verschwimmen.
Dokumentarfilm, Cynthia Choucair, Libanon/D 2018, 87 min, Arabisch mit engl. UT
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Hintergrundinformationen auf der englischen Seite
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2. ECCOMI … ECCOTI in Berlin, Calgary und Hamburg

Raed Rafei’s abendfüllender Dokumentarfilm lief am 5.5.2018 auf dem Arabischen Filmfestival Calgary/Canada, gefolgt von einem Skype Interview mit dem Regisseur. Des Weiteren wird der Film auf dem 13. XPOSED International Queer Film Festival, das vom 24.-27.5.2018 in Berlin stattfindet, gezeigt sowie am 27.5.2018 im Arab Film Club des B-Movie in Hamburg (mit englischen UT).

Inhalt
Eccomi ... Eccoti ist eine virtuelle Reise zwischen Italien und dem Libanon. Der Regisseur, der aufgrund der strickten europäischen Visumsbedingungen in einer Fernbeziehung mit seinem Partner lebt, flickt gemeinsam erlebte Augenblicke zusammen, in dem Versuch einen möglichen Alltag für das Paar zu schaffen.
Er befragt seinen Partner, Sandro, über dessen Jugend und das Streben einer Generation Homosexuller nach Anerkennung in einer feindlichen Umgebung. Zurück in seiner Heimat hat der Regisseur mit dem schwierigen Verhältnis zu seinem Vater sowie mit einer Gesellschaft, die Homosexualität als Anomalie betrachtet zu kämpfen. Im Schwebezustand zwischen Europa, dem verheißenen Land für Homosexuelle, das jedoch unerreichbar bleibt und der arabischen Realität, die sein Wesen ablehnt, sucht der Regisseur Trost in der Wärme des Paares.
Dokumentarfilm, Raed Rafei, Libanon 2017, 68 min, Arab./Franz./Engl./Ital. mit engl. UT
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3. A WORLD NOT OURS in Berlin

Subjektiv und distanziert, ironisch und melancholisch, drastisch und enthüllend. (programmkino.de)
Ein starker, ungewohnt offener Versuch, ein kollektives Gedächtnis zu schaffen. (Der Tagesspiegel)
Fleifels offenbarender Film schafft es entgegen allen Erwartungen alltäglichen Humor aus der Flüchtlingserfahrung zu erlangen. (The Guardian)

Mehdi Fleifel’s vielfach ausgezeichneter Dokumentarfilm lief am 5. Mai 2018 um 19.00 im be'kech Exerzierstrasse 14, 13357 Berlin. Wer nicht ins be'kech kommen konnte, hat die Möglichkeit, den Film bei realeyz online zu sehen oder die DVD zu kaufen.

Inhalt
Seine Sommerferien verbringt Mahdi Fleifel jedes Jahr in Ain El-Helwe, dem palästinensischen Flüchtlingslager, in dem seine Familie seit über 60 Jahren im Libanon lebt. Ein riesiger Abendteuerspielplatz und jede Fußballweltmeisterschaft ein rauschendes Fest.
Anhand von Home-Videos, die die Männer der Familie Fleifel seit Dekaden passioniert drehen, gibt der Film einen tiefen Einblick in das Leben im Exil. Die aktuellen Aufnahmen, die Treffen mit resignierten Jugendfreunden und dem starrköpfigen Großvater machen Fleifel und dem Publikum schmerzhaft klar, dass das Lager nur für diejenigen ein Sehnsuchtort sein kann, die es jederzeit verlassen dürfen.
Dokumentarfilm, Mahdi Fleifel, GB/LB/UAE 2012 93 min Arabisch/Englisch mit dt. UT
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4. AND AN IMAGE WAS BORN in Calgary

Firas Khoury’s 9 minütige Reflexion über das Geschichtenerzählen und Bilder im Kopf war Anfang Mai auf dem Arabischen Filmfestival in Calgary / Kanada zu sehen.

Inhalt
Der zweijährige palästinensische Razi liebt es, die Geschichte vom Monster zu hören. Die Geschichte ist eine Allegorie der palästinensischen Situation, aber Razi ist zu jung, dies zu verstehen. Er möchte einfach fantasieren und die Einzelheiten immer wieder durchleben. Der Erzähler hat seinen eigenen Film im Kopf.
Kurzfilm, Firas Khoury, Palästina 2017, 9 min,  Arabisch mit engl. oder franz. UT

Der Regisseur über den Film
Razi liebt Geschichten. Seine Lieblingsgeschichte ist “Das Monster”. Er fragt mich unentwegt, ihm diese Geschichte wieder und wieder zu erzählen. Jedes Mal, wenn ich sie ihm erzähle, durchlebt er die Entwicklungen und Details als hörte er sie zum ersten Mal. Razi ist von seiner eigenen Imagination absorbiert; seine Konzentration und seine Mimik faszinieren mich.  Ich wünschte ich könnte in seinen Kopf gucken, um zu sehen, was für Bilder er dort konstruiert. Ich habe den Eindruck, in Razis Gesicht die Geburt der menschlichen Vorstellungskraft zu sehen. Die Geschichte, die Razi liebt ist eine alte Geschichte, aber sie muss immer wieder gehört werden. (Firas Khoury)
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5. HAUNTED in Wien und Materialien

von Liwaa Yazji ist heute in Anwesenheit der Regisseurin beim Ethnocineca - Internationales Dokumentar Film Festival Wien (Österreich) zu sehen.
Der Film kann von Institutionen als DVD und Blu-ray mit Ö-Rechten erworben werden. Das Begleitmaterial für die Arbeit mit dem Film steht Ihnen zum kostenlosen Download hier zur Verfügung. Das Heft beinhaltet die Biografie der Regisseurin, die Textliste der 63 min Fassung von HAUNTED, Informationen zu sämtlichen im Film erwähnten Orten sowie Kartenmaterial.

Inhalt
Als die Bomben kamen, war das erste was wir taten, wegzulaufen. Später erinnerten wir uns daran, nicht zurück geschaut zu haben. Wir haben uns nicht verabschieden können, von unserem Heim, unseren Erinnerungen, unseren Fotos und dem Leben, das in ihnen wohnte. Unbehaust wie diese Räume sind wir geworden, mit unseren hastig gepackten Sachen, und den vergessenen Dingen, die uns nun heimsuchen… Der Flucht und Vertreibung aus Syrien folgt das ungewisse Dasein in einem physischen und mentalen Nirgendwo, einem Nicht-Raum zwischen gestern und morgen. „Haunted“ erzählt vom Verlust von Heimat und Sicherheit, von der realen und metaphorischen Bedeutung, die ein Haus, ein Heim im Leben eines Menschen hat.
Dokumentarfilm, Liwaa Yazji, Syrien 2014, 112 oder 67 min, Arabisch mit dt. Untertiteln
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6. SOLOMON’S STONE in Doha

Ramzi Maqdisi's schwarzhumoriger Kurzfilm lief in der ersten Maiwoche auf dem Palästinensischen Film Festival in Doha/Katar.

Inhalt
Hussein, ein junger Palästinenser, bekommt eine Paketbenachrichtigung von der israelischen Post. 20.000$ muss er für die Herausgabe der Sendung zahlen. Getrieben von der Neugier nach dem Inhalt des Pakets verkauft Hussein gegen den Widerstand seiner Mutter sein gesamtes Hab und Gut.
Nach der Erzählung Das Blaue Licht von Hussein Barghouti.
Kurzfilm, Palästina/Spanien 2015, 25 min, Arabisch mit engl. oder franz. UT
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7. Larissa Sansour’s SCI-FI TRILOGIE in Nairobi und NATION ESTATE in Berlin

Die Science Fiction Kurzfilm-Trilogie von Larissa Sansour lief am 7. Mai im Programm Cinemalliance der Alliance Francaise in Nairobi (Kenia). Der mittlere Teil, NATION ESTATE, ist am 23.5.2018 im Rahmen des Programms Technologien der Gewalt im Arsenal Berlin zu sehen.

Inhalt
Unter dem Oberthema Verlust, Zugehörigkeit, Erbe und nationale Identität untersuchen die drei Filme A Space Exodus (2008), Nation Estate (2012) und In the Future They Ate from the Finest Porcelain (2015, Koregie Soren Lind) jeweils unterschiedliche Aspekte des politischen Aufruhrs im Nahen Osten.
Während A Space Exodus die endgültige palästinensische Entwurzelung ausmalt und die derzeitige politische Lage in ihr außerirdisches Extrem führt, indem der erste palästinensische Mensch auf dem Mond landet, zeigt Nation Estate einen düsteren Bericht über eine Bevölkerung, deren Bewegungsfreiheit sich auf einen einzigen Wolkenkratzer beschränkt, in dem jeder palästinensischen Stadt eine Etage zugestanden wird. In der letzten Folge der Trilogie, In the Future They Ate from the Finest Porcelain, versucht die Anführerin einer Narrativ-Widerstandsgruppe verzweifelt, die Zukunft ihres Volkes zu sichern und begibt sich hierfür in die archäologische Kriegsführung.
Mit der Sprache des Science Fiction und Hochglanzproduktion präsentiert Sansours Trilogie eine dystopische Sicht auf den Nahen Osten an Rande der Apokalypse.
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8. VOD des Monats: AND ON A DIFFERENT NOTE

Als die Massenunruhen in Ägypten im Januar 2011 begannen, war Mohamad Shawky Hassan in New York. Die Nachrichten aus Kairo verfolgte er unaufhörlich. Sein Film ist eine Text-Bild-Montage mit leeren Wohnungen, verlassenen Zimmern, von Blicken aus dem Fenster und Straßenszenen in New York und Kairo. Im Hintergrund läuft ununterbrochen ein Soundtrack aus ägyptischen Nachrichten und Talkshows, selbsternannte Experten treten auf, wollen gehört werden.

And on a Different Note zeigt den Versuch, sich inmitten einer allgegenwärtigen, unausweichlichen Kakophonie politischer Talkshows, mit ihrer ununterscheidbaren, absurden und zum Teil unverständlichen Rethorik, einen privaten, persönlichen Raum zu schaffen. Dieses Medienrauschen, süchtig machend und abstoßend zugleich, überwindet geographische Grenzen und wird mehr und mehr zum integralen Bestandteil des Alltags im Exil. (Mohammad Shawky Hassan)
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