Biografie / Moudarres Bilder / Syrische Malerei
Biografie
Fateh Al-Moudarres gilt als Vorreiter der modernen Kunst in Syrien. Für seine frühen, realistischen Gemälde ließ er sich von der Kultur seiner Heimat inspirieren, etwa der christlichen und muslimischen Ikonografie und der assyrischen Altertümer. Von 1954 bis 1960 studierte er an der Accademia di Belle Arti in Rom. Während dieser Zeit unterlag er dem Einfluss moderner Kunstströmungen, insbesondere des Surrealismus, und begann seine Gemälde, in denen er traditionelle Elemente der syrischen Kunst mit westlichen Techniken und Stilmitteln verschmolz, zu abstrahieren.
Nach seiner Rückkehr nach Syrien wurde sein Werk zunehmend politisch. 1967 wandte er sich von der ungegenständlichen Malerei ab, um sich gesellschaftlichen Themen zu widmen.
So kritisierte er die sozialen Umwälzungen, die das moderne Leben in Syrien mit sich brachte. In besonderem Maße setzte er sich mit der Agrarkrise auseinander, die sich verheerend auf Syriens Landbevölkerung auswirkte und ihn selbst in den 1960er-Jahren zum Umzug nach Damaskus zwang.
In den 1970er-Jahren besuchte Al-Moudarres drei Jahre lang die École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Während seiner anschließenden Lehrtätigkeit an der Universität von Damaskus beeinflusste er viele angehende Künstler. Mit satten, pastos aufgetragenen Farben und melancholischem Gestus schilderte er die Alltagsprobleme ganz normaler Menschen.
Quelle: Haus der Kunst
Malen – mit Blick über die Grenze - von Mona Sarkis für Neue Züricher Zeitung am 19.1.2010
Die arabische Welt ist bisher auf dem Kunstmarkt kaum in Erscheinung getreten. Nun aber heizen internationale Auktionshäuser und lokale Galeristen Syriens bildender Kunstszene ordentlich ein. Die Konsequenzen: steigende Preise auf dem Markt, aber auch eine neue Bilderlust in der Gesellschaft.
Schauplatz Syrien
Da sitzen sie – mitten in einer Debatte über den gesellschaftlichen Wert von Malerei, und es fehlen nur mehr flackernde Kerzen und der Duft nach rinnendem Wachs, um sich wie bei Puccini zu fühlen. Nur: Diese Bohème philosophiert im Hier und Jetzt – im Souk Sarouja von Damaskus. Ihre Bilanz: Malerei ist relevant, aber nicht in Syrien. «Wer vergleicht hier schon seine Liebste mit einem Gemälde?», fragen die Mittzwanziger und setzen eifersüchtig nach: «Nur Gedichte werden ständig für Liebeserklärungen herbeizitiert.»
Khaled Sammaoui hat da andere Sorgen. Der Mittvierziger sitzt im teuersten Viertel von Damaskus, schaltend hinter seinen Telefonen. Es gilt, die neueste Vernissage in seiner drei Jahre alten Galerie zu organisieren. Das Kunstinteresse unter den Syrern? Unterentwickelt! Doch dem rosigen Sammaoui, der wie die fleischgewordene Globalisierung anmutet, darf dies egal sein. Schliesslich sitzen seine Käufer von Los Angeles über Basel bis Hongkong überall. Ausser in Syrien.
Neuer Markt im Mittleren Osten
Alles scheint sich «ausser in Syrien» abzuspielen. Doch gerade von der syrischen Kunstszene ist die Rede. Aus der beschaulichen Isolation rückt sie plötzlich in ein internationales Licht, das mit dem Interesse von Christie's an moderner Malerei im Mittleren Osten aufschien. 2005 richtete der Auktionsriese ein Büro in Dubai ein, es folgten Bonhams und Sotheby's, das dieses Jahr in Ad-Dauha eröffnete. Mittlerweile erzielt nun der vor kurzem noch unbekannte Iraner Farhad Moshiri mit seinen Arbeiten bis zu 600 000 US-Dollar, der Ägypter Ahmed Moustafa über 650 000, und Syriens Stars «verkauften früher eineinhalb Meter Leinwand für 3000 und heute für 15 000 Dollar», sagt Sammaoui lachend. Längst wittert der Kunsthändler, der früher Bankier in der Schweiz war, einen Boom für arabische Kunst binnen der nächsten fünf Jahre. Grundlos ist diese Zuversicht nicht, immerhin erzielte Christie's 2008 rund 300 000 Dollar für ein Gemälde von Fateh Al-Moudarres. weiter