Der Regisseur über den Film / Der Algerienkrieg / politische Gruppierungen
Der Regisseur über den Film
Der algerische Krieg bleibt eins der brennendsten und am meisten tabuisierten Themen in Frankreich, das noch nach 50 Jahren starke Emotionen hervorruft. Ein großer Teil der französischen Bevölkerung war in der einen der anderen Weise mit diesem Krieg verbunden: die eine Million Algerierfranzosen, die das Land mit seiner Unabhängigkeit verlassen haben, die französischen Soldaten, die extreme Rechte, die Linken, die Intellektuellen, Künstler und die Humanisten, die sich für die Dekolonisierung eingesetzt haben.
Die 5. Republik wurde während dieses Krieges gegründet. General de Gaulle, die letzte heroische Figur des modernen Frankreich, verantwortete die Hälfte der Operationen dieses großen Krieges Frankreichs, der verloren wurde. Die Niederlage bedeutet ein Trauma, eine Wunde, für manche eine Schande. Die Politik zieht es vor, den Mantel des Schweigens aufrecht zu halten, um den vielfältigen Schmerzen auszuweichen. Das ist natürlich ein Fehler, der Unbehagen im kollektiven französischen Unbewusstsein hinterlässt und wie ein Gift wirkt, in Bezug auf Rassismus, den Blick auf das Arabische sowie das Ungesagte. Es ist daher an uns Künstlerinnen und Künstlern, parallel zu der konsequenten Arbeit der Historikerinnen und Historiker, franko-algerisch oder nicht, die Probleme an die Oberfläche zu holen, ihnen nachzugehen, ihnen ihre Komplexität zu nehmen, um mit unserer Geschichte leben zu können.
Der Algerienkrieg (1954-62) gilt als einer der bedeutendsten anti-kolonialen Befreiungskriege. Er wurde in erster Linie zwischen der französischen Kolonialmacht und der algerischen Unabhängigkeitsbewegung FLN (Nationale Befreiungsfront) geführt. Die FLN bildete Fidain aus, Stadtguellieros, die den Kampf nach Frankreich trugen. Neben den blutigen Kämpfen zwischen französischem Staat und FLN fand ein Bürgerkrieg zwischen algerischen Loyalisten und FLN statt, in dem es zu gezielten Tötungen in Algerien sowie in Frankreich kam.
Nach der Unabhängigkeit übernahm die FLN als Einheitspartei die Regierung. Ende der 1980er Jahre wurde das Mehrparteiensystem eingeführt, in den Wahlen gewann die islamistische Heilsfront FIS, es folgte eine Dekade blutigen Terrorkrieges. Bis heute führt die FLN die Regierungsgeschäfte.
Während die Führer des anti-kolonialen Kampfes längst ihre Memoiren veröffentlicht haben und ihre Heldentaten als Fundament des Gründungsmythos des neuen Staates gelten, ist der Mehrheit der Kämpferinnen und Kämpfer in ihr bescheidenes Leben zurück gekehrt. Erst in den letzten Jahren erscheinen ihre Erinnerungen in Büchern auf dem algerischen Markt. Sie ergänzen und hinterfragen die offizielle Geschichtsfassung.
Damien Ounouris FIDAI ist der erste Film, der einen einfachen Kämpfer portraitiert.
Texte
Ein unvollendeter Aufarbeitungsprozess: Der Algerienkrieg im kollektiven Gedächtnis Frankreichs - von Katrin Sold für die bpb, 21.1.2013
Der Algerienkrieg markiert eine Zäsur in der französischen Geschichte und Politik des 20. Jahrhunderts. Er endete am 19. März 1962 mit einem Waffenstillstand und der folgenden Unabhängigkeit Algeriens. Doch bis heute ist der Prozess der Aufarbeitung unvollendet. weiter
Traum und Trauma: Der Algerienkrieg und seine Folgen - Von Jakob Krais für Alsharq
Der Algerienkrieg war einer der blutigsten Kolonialkriege des 20. Jahrhunderts – dabei war Algerien offiziell gar keine Kolonie. Heute jährt sich sein Beginn zum 60. Mal. Die Erinnerung daran schwankt in Algerien und in Frankreich zwischen Gedenken und beredtem Schweigen – dabei sind sogar die politischen Systeme beider Länder Ergebnisse des Krieges. weiter
Politische Gruppierungen im Algerischen Befreiungskrieg
PPA (Parti du Peuple Algérien )
Algerische Volkspartei. 1937 gegründet und angeführt von Messali Hadj, 1940 hatte sie mehrere Tausend Mitglieder, 1945 wurde die PPA von der französischen Kolonialregierung verboten. Bekanntmachung des Politbüros der Algerischen Volkspartei, 1937 (englisch)
FLN (Front de Libération Nationale)
Nationale Befreiungsfront. Im März 1954 von Ahmed Ben Bella in Kairo gegründet, um die Unabhängigkeit Algeriens von Frankreich zu erreichen, begann sie im November 1954 mit dem bewaffneten Kampf den Algerienkrieg. 1958 bildete die FLN eine Exil-Regierung in Tunis. Sie gewann den Algerienkrieg und führte das Land 1962 in die Unabhängigket. Bis Ende der 1980er Jahre regierte sie als sozialistische Einheitspartei und stellt bis heute die Regierung.
GPRA (Gouvernement Provisoire de la République Algérienne)
Provisiorische Regierung der Republik Algerien, am 19.9.1958 in Kairo ausgerufen, Regierungspräsident war Ferhat Abbas. Zwischen 1958 und der Unabhängigkeit 1962 gab es drei Kabinette. Die GPRA war von 35 Staaten anerkannt.
MNA (Mouvement National Algérien)
Algerische Nationalbewegung, im Dezember 1958 von Messali Hadj in Rektion auf die FLN gegründet.
Der Spiegel (16/1961) über Messali Hadj und die MNA Vater mit dem Barte